Ein Apell
(Beitrag im pdf-Format)
Mal ehrlich: Mit was beschäftigt sich der Naturschutz? Mit Piepmätzen. Er konserviert die Gesellschaft und macht sie mit verwirrenden Signalen reif für die Frage nach dem Warum.
Egal auf welches Feld man schaut, auf keinem hat der Naturschutz mit seinen Anliegen die Gesellschaft erreicht. Wir reduzieren uns auf´s Kindergartenniveau, indem wir noch immer glauben, dass die paar Monate im Refugium der heiteren Erziehung bleibende Spuren hinterlässt. Wieder ist bewiesen, dass das Thema Naturschutz nach Jahrzehnten seiner Verniedlichung im wirklichen Leben nach wie vor die Generalprobe nicht bestanden hat. Das Konzept, seine Anliegen mit wohlgefälligen Formeln anzubieten, ist gescheitert.
Das Jahr 2016 wurde in unserer Stadt mit enorm hoher Feinstaubbelastung und mit einem völlig vermüllten Schlossplatz begonnen. Ein Feuerwerk der Rücksichtslosen. Der Gewinner ist der Regisseur, der Eventmanager, der auf den gemeinsamen Deckel andauernder Zerstreuung setzt. Einen Topf, in dem die Stimme der Kritik unter dem allgemeinen Jubel untergeht. Wir phantasieren uns zu Tode.
Die Stadt wird gelobt für ihre besonderen Kontakte zu NABU und Bund. Sie hat auch dafür den Nachhaltigkeitspreis erhalten. Wir sollten diese Vereinnahmung zu ernsthafter Kritik an den Schaltstellen unserer Gesellschaft nutzen.
Am Anfang steht die Überwindung des Unbehagens der verantwortlichen Mandatsträger gegenüber dem Wunsch, sie mögen doch einmal das Wort Naturschutz in den Mund nehmen. Das allein wäre ein unsere Kräfte deutlich beanspruchendes Anliegen. Denn jeder im Ehrenamte wird wissen, dass er mit dem Thema Naturschutz nur in Gesellschaft von Gleichgesinnten ohne Beklemmung auftreten kann. Anderweitig wird es als Zumutung empfunden.
Wir leben nach wie vor in einem Verband, der sich in Rangordnungen organisiert. Das Wort aus hervorgehobener Position macht Eindruck. Solange der sich davor drückt, wird vermutet, dass es die Sache nicht wert ist. Nutzen wir den Glauben, dort oben werden immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Nur auf Fahnen steht geschrieben, dass das Zeitalter der Bürgerbewegung begonnen hat. Keiner will ernsthaft Verantwortung übernehmen.
Auf! Aus dem Kindergarten ins Altersheim. Soweit es den Verband betrifft. Eine Rentnerband, die sich gelöst vom Auftrag erfolgreich zu sein, zu erinnern vermag. An die Stunden mit den Fröschen, dem Kescher und dem Glas. Dem Blick in die Schatztruhe der Natur.
Anlagen:
„Echte Träume, echte Not“ Die Zeit Feuilleton vom 30.12.2015
„Piepmätze sind kaum noch bekannt“ BNN Seite 1 vom 02.01.2016
"Wir phantasieren uns zu Tode" 2015 Joachim Riedl 12.August 1997
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Karlsruhe, Januar 2016
max.albert@mail.de